Sei menschlich in unmenschlichsten Zeiten.
Behalte das Antlitz eines Menschen, denn es ist das Antlitz Gottes.
Thomas Merton (1915-1968)
Was sollten wir sonst tun angesichts der Eskalation und Gewalt dieser Tage?
In der kommenden Woche beginnt die Fastenzeit. Das war für die ersten Christen die Zeit der Vorbereitung auf die Taufe, die dann in der Osternacht stattfand.
Der ganze Jahreskreis war (und ist) ein Rahmen, in dem möglich ist, was wir heute wohl eine Initiation nennen können, eine Einweihung.
Als wir vor einigen Jahren anfingen, uns hier im Ort in der Fastenzeit zu treffen, war unser Ziel, die Fastenzeit wieder als so eine Initiationszeit zu nehmen, in der es möglich ist, einen Blick in den Spiegel der Seele zu werfen und darin einen Blick auf das wahre Selbst zu erhaschen.
Denn nicht erst, wenn wir gute Taten vollbringen, kommen wir zu Gott, sondern wenn wir Gott, den Ursprung allen Selbst-Seins, mittendrin im Hier und Jetzt finden, werden wir nicht anders können, als ganz wir selbst und das heißt, ganz menschlich zu sein.
Übrigens ist das keine neumodische Erkenntnis, sondern uralt: In den zehn Geboten heißt es ja bekanntlich »Du sollst …«. Tatsächlich ist das aber vom hebräischen Original her gar nicht so eindeutig. Es könnte auch übersetzt werden mit »Du wirst«. Also zum Beispiel: »Du wirst nicht töten«.
Was wir in der Fastenzeit in den Eremos-Wochen hier vor Ort getan haben und heute in einem etwas erweiterten Rahmen, aber immer noch mit dem gleichen Ziel tun, ist nichts anderes, als die Grundlage zu schaffen für dieses »Du wirst«.
Und das IST die Grundlage für Frieden. Ich bin daher überzeugt, dass die spirituelle Arbeit, die wir tun, und die Räume, die wir dafür bei barfuß+wild anbieten, nicht erst dann Sinn ergeben und dran sind, wenn in der Welt Frieden herrscht. Gerade WEIL in der Welt Unfrieden herrscht, ist es notwendig, sich auf die Suche zu machen nach der Quelle wahren Friedens.
Am Sonntag endet die Anmeldung für die Eremos-Wochen in diesem Jahr und es ist mittlerweile wieder ein großer Kreis geworden. Ich freu mich sehr auf diese Zeit und alle die mutigen Menschen, die den Blick in den Spiegel wagen, und da, wo sie sind, der Welt ein menschliches Antlitz geben.
Ich wünsche Dir einen schönen Tag.
Pace e bene,
br. Jan
ATEMPAUSE
EINATMEN
Ich wage es, menschlich zu sein.
AUSATMEN
So schaffe ich Raum für Frieden.
JOURNAL
Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich …
EINE STIMME AUS DEM GROSSEN KREIS
»Das Willkommensgebet, das Kerzenritual und die Dankbarkeitsübung habe ich in meinen Tagesablauf mitgenommen. Ein wichtiger Impuls war der Umgang mit dem ›stinking thinking‹. Dieses Bewusstwerden hat mir schon sehr geholfen. Auch meinen Glaubenssatz ›Du bist nicht gut genug‹ konnte ich in ein ›Du bist gut, du kannst das‹ ummünzen. Ich habe das Gefühl, mich anderen immer mehr zumuten zu können.«
Irmgard
EREMOS-WOCHEN
PERLENGEBET
… der mit uns am Kreuz gestorben ist.