Alle weisen Menschen genießen hier und da ein wenig Unsinn.
Kennst Du die Geschichte Ludwig Wittgensteins?
Er war ein analytischer Philosoph und hatte sich das hehre Ziel gesetzt, in einer einzigen Abhandlung alle philosophischen Probleme der Welt ein- für allemal zu lösen.
Das Ergebnis ist bekannt unter dem Namen »Tractatus logico-philosophicus« und hat Anfang des 20. Jahrhunderts Aufsehen erregt.
Die Fachwelt streitet seitdem über die Bedeutung des Werkes.
Klar ist allen, dass es ein wichtiger Beitrag zur Philosophie ist und Wittgenstein damit zu den bedeutendsten Philosophen gehört.
Unklar ist indes, WAS er denn nun eigentlich beiträgt.
Der Tractatus endet mit dem seltsamen Satz: »Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen«.
Und kurz zuvor sagt Wittgenstein über seinen Tractatus und den Umgang damit: »Meine Sätze erläutern dadurch, dass sie der, welcher mich versteht, am Ende als UNSINNIG versteht, wenn er durch sie – auf ihnen – über sie hinausgestiegen ist. (Er muss sozusagen die Leiter wegwerfen, nachdem er auf ihr hinaufgestiegen ist). Er muss diese Sätze überwinden, dann sieht er die Welt richtig.«
Ja, ich muss das auch immer mindestens fünfmal lesen, bis ich es zumindest sortiert bekomme.
Im Grunde sagt Wittgenstein, dass alles, was er geschrieben hat, Unsinn ist. Das heißt aber nicht, dass es sinnlos ist. Es ist sozusagen die Vorstufe der wahren Erkenntnis, die nicht in Worten auszudrücken ist.
Das kennzeichnet ihn als Mystiker: Unsere Worte und Sätze, all das, was wir sprechen, sind bloß Versuche, unsere Erfahrung zum Ausdruck zu bringen. Es ist aber selten bis nie DIE Wahrheit.
So betrachtet, ist das Meiste, was wir sprechen, »Unsinn«, aber eben dennoch nicht sinnlos.
So betrachtet, ist zum Beispiel unsere religiöse Tradition mit ihren Geschichten, Gebeten und Aussagen nichts anderes als das Gefäß für einen Inhalt, den wir niemals ganz und gar aussagen, sondern eben nur ERFAHREN können.
Weise Menschen sind jene, die die Gefäße schätzen und hin- und wieder auch genießen, aber eben wissen, dass es »Unsinn« ist. Der wahre Sinn ist nicht universal für alle sagbar.
Keine Religion, keine Konfession, keine Philosophie, kein Gesetz kann »die Wahrheit« selbst erfassen.
Das wäre so, also wollte man Gott in die Tasche stecken.
Ich wünsche Dir einen wundervollen Tag.
Pace e bene
br. Jan
ATEMPAUSE
EINATMEN
Ich beginne …
AUSATMEN
… wo ich bin.
JOURNAL
Heute genieße ich …
EINE STIMME AUS DEM GROSSEN KREIS
»Die Rauhnächte haben Saiten (und Seiten) in mir zum Klingen gebracht, die lange verstummt waren. Ich konnte meinem Glauben wieder näherkommen.«
Ute
RAUHNÄCHTE
PERLENGEBET
… der mit uns gelitten hat.