
Klingt schön, aber wohin dann mit Ärger, Zorn, Enttäuschung, Verletzung, Frust?
Reife Liebe kann damit beginnen, den anderen aus der Verantwortung zu entlassen und für sich selbst zu sorgen: Was ist jetzt der richtige Platz für mich? Welche Nähe ist gut? Welche Distanz brauche ich? Und sich zu erlauben, das auch zu zeigen. Die Konventionen aufgeben: »Was, ihr schlaft nicht mehr im gleichen Bett? Was ihr habt keinen Sex? Dann ist es aus!« – Wer sagt das? Warum der Stress? Meistens ist all das nur äußere Betrachtung.
Jetzt geht es darum, das Wesentliche zu sehen. Das ist vielleicht die größte Herausforderung in diesem Prozess.
Eine kleine Übung kann hilfreich sein, die Spur aufzunehmen: Nimm Dir Zeit und Raum für Dich allein, geh in die Natur, wenn Du magst, und dann geh mit Deinem Partner/Deiner Partnerin in Deiner Vorstellung ins Gespräch – sprich offen und ehrlich und nimm auch seinen oder ihren Platz ein und sprich ebenso offen, wie es Dir in den Sinn kommt. Frag alles, sag alles und lass Dich überraschen von den Antworten, die aus Deinem Herzen fließen. Gib allem Raum, auch dem Unverständlichen und im Moment Unklärbaren. Bewerte nicht, lass alles stehen und schau alles liebevoll an. Bewahre es in Deinem Herzen.
Das könnte der Nährboden für reife Liebe werden. Und die kann durchaus darin bestehen, die Beziehung zu beenden und sich zu trennen. Aber eben nicht aus Enttäuschung oder gar Hass. Reife Liebe kann aber zu mehr Stärke und Tiefe führen und damit auch zu echter Intimität.
Intim kommt übrigens aus dem lateinischen und heißt so viel wie »in die Furcht hinein«. Reife Liebe geht in die Furcht und darüber hinaus.
Kennst Du reife Liebende? Was ist ihr Geheimnis?
Pace e bene,
Jan.
»Ich habe gemerkt, dass ich in meiner persönlichen Entwicklung voran gekommen bin. Das hat mich zufriedener gemacht.«