Wenn du nicht bereit bist, Opfer zu bringen für das, was du willst, wirst du genau das opfern, was du willst.
Nein, bitte keine Opfer (mehr)!
Das ist mein erster Gedanke, wann immer mir das Wort »Opfer« irgendwo begegnet.
Aber gerade deshalb ist dieses Seelenfutter wichtig, weil es die Gelegenheit bietet, die eigene Sichtweise zu klären.
»Opfer bringen« ist nicht gleichbedeutend mit »Opfer in Kauf nehmen«.
Letzteres wäre etwa eine Sichtweise »von oben«, wenn etwa Mächtige und Reiche anderen Menschen oder Lebewesen Opfer abverlangen oder sie zu Opfern machen, wie es bis heute in unseren modernen, aufgeklärten Gesellschaften erschreckend normal ist, wenngleich es meistens im Verborgenen geschieht – und mir ist schmerzlich bewusst, dass ich als Bürger eines reichen Landes in diese Zusammenhänge verstrickt bin, ob ich will oder nicht.
Die Sichtweise »von unten« ist der Schlüssel für das heutige Seelenfutter: Leben bedarf der Hingabe.
Der Spruch könnte auch so lauten: Wenn Du nicht bereit bist, Dich selbst hinzugeben für das, was Du willst, wirst Du genau das hingeben (verlieren), was Du willst.
Tatsächlich lehrte Jesus eine solche Philosophie der Hingabe: »Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten.« (Lk 9,24)
Und was heißt das praktisch?
Heute wird die wunderbare Geschichte vom blinden Bettler Bartimäus gelesen (Mk 10,46-52).
Der blinde Bettler will geheilt werden und schreit lauthals, damit Jesus auf ihn aufmerksam wird.
Die Leute fordern ihn auf, still zu sein, aber er schreit noch lauter – und wird am Ende geheilt.
Er hat sich ganz hingegeben. Geopfert hat er – wenn man es so liest – seine Sicherheit, die ihn vor Beschämung und Spott bewahrt hat.
Wie oft aber geschieht genau das nicht? Wie oft bleiben Menschen in ihrem Drama, in ihrer Dunkelheit gefangen, weil sie sich schlicht fürchten, den Schritt ins Ungewisse zu machen?
Fürchte Dich nicht, die vermeintliche Komfortzone zu verlassen, das loszulassen, was Dir vermeintliche Sicherheit gibt. Folge der Sehnsucht, die nicht länger warten kann.
Ja, vielleicht muss dafür gar nicht der Begriff des Opfers verwendet werden, aber andererseits ist vielleicht gerade das interessant: Im Tempel wurden rituelle Opfer dargebracht, und der ganze Hebräerbrief betrachtet den Tod Jesu metaphorisch als rituelles Opfer.
Nur geht es nicht darum, dass Gott ein Opfer braucht – das wäre wieder die Perspektive der Macht »von oben« -, sondern es geht um die Frage, was ich bereit bin für meine größte Sehnsucht zu geben.
Und das ist der Kern des christlichen Glaubens, dass Gott durch Christus alles gegeben hat: Das ist die Perspektive der Liebe.
Ich wünsche Dir einen gesegneten Sonntag.
Pace e bene,
br. Jan
ATEMPAUSE
EINATMEN
Ich bin frei.
AUSATMEN
Ich kann jederzeit wählen, loszulassen.
JOURNAL
Was wirst Du loslassen, wenn Du Deiner Sehnsucht folgst?
EINE STIMME AUS DEM GROSSEN KREIS
»Ich bin in vielen Bereichen vom Grübeln und Jammern ins Handeln gekommen.«
Maria
EREMOS-WOCHEN
GEBET
Große Liebe,
nimm alles von mir,
was mich hindert zu Dir.
Gib alles mir,
was mich fördert zu Dir.
Nimm mich mir
und gib mich ganz zu eigen Dir.
AMEN.
(nach dem Gebet von Niklaus von Flüe)
PERLENGEBET
…, der mit uns auferstanden ist.