
Nur Menschen, die sich geliebt fühlen, können Geliebtsein weitergeben.
Richard Rohr (* 1943)
Mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens … – so beginnt ein altes Gebet, das dem Heiligen Franziskus zugeschrieben wird -, … dass ich Liebe übe, wo man hasst; dass ich verzeihe, wo man beleidigt; dass ich verbinde, wo Streit ist; usw.
Aber irgendetwas hat mich immer auch gestört an diesem Gebet. Heute weiß ich, was es war.
Am Ende heißt es in dem Text: Herr, lass mich trachten nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste; nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe; nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe usw.
Ich kann andere aber nur trösten, verstehen und lieben, wenn ich mich selbst getröstet, verstanden und geliebt weiß.
Menschen mit einer gesunden Spiritualität wissen das, und das Gebet macht nichts kaputt, sondern erinnert sie daran.
Menschen allerdings mit einer Spiritualität »von oben« oder »nach oben« sind versucht zu glauben, sie müssten andere trösten, verstehen und lieben, damit sie das auch selbst verdienen und erfahren können.
Und es kann passieren, dass ihre Liebe dann klebt, wie es so schön heißt. Wenn sie trösten, verstehen und lieben – um bei den Begriffen zu bleiben -, dann womöglich nur, weil sie damit ihre eigene Bedürftigkeit praktisch überstrahlen wollen.
Es ist, als würden sie mehr Licht machen, um die Schatten zu vertreiben – und sie bemerken nicht, dass dabei die Schatten immer größer werden.
Es hilft wenig, draußen mehr Licht zu machen, wenn es im Herzen dunkel ist. Wage Dich zuerst in die eigene Dunkelheit, hüte das Licht in Deinem Herzen und Du wirst anderen ganz leicht das Gefühl geben können, dass sie auch behütet und geliebt sind.
So verstehe ich, was Jesus heute auf die Frage nach dem wichtigsten Gebot sagt: »Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit deinem ganzen Denken und mit deiner ganzen Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.« (Mk 12,30-31).
Und weil es noch schöner ist, gemeinsam das Licht zu hüten, öffnen wir in der kommenden Woche bei barfuß+wild die Tore und laden alle ein, gemeinsam zu singen und gemeinsam zu essen: am Dienstag beim offenen Sing Along und Kerzenscheinkonzert und am Donnerstag beim Tee+Brot-Ritual. Hier kannst Du Dich anmelden, falls noch nicht geschehen.
Ich freu mich sehr drauf und wünsche Dir einen schönen Sonntag!
Pace e bene,
br. Jan
ATEMPAUSE
EINATMEN
Liebe umgibt mich.
AUSATMEN
Ich liebe und achte mich und andere.
JOURNAL
Wer oder was lässt Dich wissen, dass Du getröstet, verstanden und geliebt bist?
EINE STIMME AUS DEM GROSSEN KREIS
»Nichts und niemanden ausschließen von der Liebe. Noch immer ärgere ich mich über Menschen und Dinge, die geschehen. Aber das füllt mich nicht mehr so aus wie vorher. Da hat etwas anderes Raum gewonnen in mir. Den Nächsten sehen, das möchte ich. Schauen, in meinem Reich, in meinem Lagerfeuerkreis, in meinem Herzraum, in meinem Leben: Wer kommt da gerade? Was ist da jetzt meine Aufgabe?«
Ilona
EREMOS-WOCHEN
GEBET
Große Liebe,
alles geschieht gleichzeitig.
Ich bin umgeben von
Gewalt und Zärtlichkeit,
Freude und Schmerz,
Wundern des Lebens
und Katastrophen des Lebens.
Und in allem bist Du da.
Ich darf mich verirren,
Du bringst mich zurück.
Mit ganzem Herzen
und ganzer Seele,
mit meinem ganzen Denken
und mit meiner ganzen Kraft
nehme ich Heimat in Dir.
AMEN.
PERLENGEBET
…, der mit uns auferstanden ist.