
Alle religiösen Institutionen: Bibel, Sakramente, Priestertum, Kleidung, Kerzen – nimm dasjenige, das du magst oder nicht magst -, sind nur Finger, die auf den Mond zeigen. Aber sie sind nicht der Mond.
Richard Rohr (* 1943)
Jeder Mensch sieht den Mond auf eigene Weise. Den Mond zu sehen, das ist eine subjektive Erfahrung.
Das ist ein schönes Symbol für das Leben: Denn jeder lebt nun einmal selbst. Und das Leben zu leben ist eine Erfahrung, die ich ebenso subjektiv mache.
Und so ist es in spiritueller Hinsicht: Auch die Begegnung mit Gott ist immer subjektiv – und ich muss diese Erfahrung nicht einmal »Gott« nennen, denn erst kommt die Erfahrung und dann versuche ich, ihr einen Namen zu geben.
Ich mag diese Worte von Richard Rohr deshalb sehr, weil er die Dinge an den richtigen Platz stellt.
Religiös zu sein bedeutet nicht in erster Linie, über religiöse Dinge zu reden oder religiöse Riten zu vollziehen und auch nicht die Institution und alles, was sie ausmacht, zu pflegen, zu erhalten, zu verehren oder was auch immer.
Religiös zu sein ist immer zuerst und zutiefst eine subjektive Erfahrung und die Kirche und alle anderen religiösen Institutionen können (und sollten!) mir dienen, indem sie mir zeigen, wo ich hinschauen soll, um eine Erfahrung machen zu können. Um »den Mond« zu sehen.
Die Erfahrung bleibt aber meine ureigene subjektive Erfahrung. Und ich kann von den Erfahrungen der anderen profitieren. Und ich kann meine eigene Erfahrung teilen und anderen damit vielleicht helfen. Und dann wäre es folgerichtig die Aufgabe von Kirche, die Erfahrungen aller zu sammeln, zu würdigen, zu hüten und zu teilen wie einen Schatz aus dem alle schöpfen können für ihr Leben.
Jesus würde es heute wohl so sagen: Die Kirche ist für den Menschen da, nicht der Mensch für die Kirche (vgl. Mk 2,27).
Ich persönlich habe mir vorgenommen, mich weniger darüber aufzuregen, was alles schief läuft in Kirche oder mit Kirche, denn ich möchte möglichst viel Zeit damit verbringen, »den Mond zu sehen« 😉 – und mich mit anderen darüber und über ihre Erfahrungen auszutauschen. Und das IST für mich übrigens Kirche.
Ich wünsche Dir einen gesegneten Sonntag.
Pace e bene,
br. Jan
ATEMPAUSE
EINATMEN
Ich darf meinen eigenen Erfahrungen trauen.
AUSATMEN
Ich öffne mich für das Leben mit allem, was es mit sich bringt.
JOURNAL
Wer hat Dich gelehrt, auf Dein Herz zu hören und »den Mond« zu sehen?
EINE STIMME AUS DEM GROSSEN KREIS
»Ich konnte mir eine neue, weite und befreiende Sicht auf meinen Glauben und auf die Kirche erarbeiten. Ich konnte mir ein schärferes Selbstbild von mir machen und fand zu einer bisher nicht empfundenen, königlichen, einzigartigen Würde. Ich habe mich stärker denn je als ein Teil der Schöpfung oder des Großen und Ganzen begriffen und leide mehr als je zuvor an den riesigen Wunden, die wir Menschen unserer Mutter Erde zufügen.«
Katharina
EREMOS-WOCHEN
GEBET
Große Liebe,
ich möchte alles an die Seite räumen,
was den Blick auf Dich verstellt.
Ich weiß, ich darf vertrauen,
dass Du bei mir bist
in allem und durch alles,
was mir begegnet und widerfährt.
Ich möchte Dir Raum geben
in meinem Herzen.
AMEN.
PERLENGEBET
… der mit uns auferstanden ist.