Wenn Du die Versionen Deines Selbst, die Dich haben überleben lassen, aus tiefstem Herzen würdigen kannst, schaffst Du Raum, sie hinter Dir zu lassen und zu wachsen.

Manche sagen, zur persönlichen Entwicklung sei es notwendig, das Ego zu überwinden.

Ich habe weise Lehrerinnen und Lehrer gehabt, die mich Gottseidank vor diesem Missverständnis bewahrt haben. Von ihnen habe ich gelernt, dass es darum geht, das Ego als einen Teil des Selbst zu sehen, und nicht darum, es abzustreifen, wie einen alten Mantel.

So ein alter Mantel kann ja sehr nützlich sein, wenn es kalt ist. Und so hat auch das, was wir Ego nennen, das Konzept, das wir uns von uns selbst und von der Welt machen, uns sicher auch genützt und dem eigenen Überleben gedient.

So ein alter Mantel kann aber auch hinderlich werden. Zum Beispiel, wenn es gar nicht mehr kalt ist, und ich nur noch glaube, ich bräuchte den Mantel jetzt.

Wer mit barfuß+wild länger unterwegs ist, dem begegnet irgendwann an dieser Stelle die Vorstellung davon, dass wir durchlässig werden können, und dass das Ego durchlässig wird. Das heißt nicht, es abzulegen, sondern es zu würdigen und seinen Wert zu sehen, und sich dennoch zu öffnen und über den Tellerrand (oder über den Mantelkragen) hinauszublicken.

Die Eremos-Wochen sind, wenn man so will, ein Intensiv-Kurs im Durchlässigwerden – und ich freu mich sehr über die wunderbaren Erweiterungen im Programm dieses Jahr.

Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende.

Pace e bene,

br. Jan