
Wo lernen wir leben
und wo lernen wir lernen
und wo vergessen
um nicht nur Erlerntes zu leben?
Erich Fried (1921-1988)
In der ersten Lebenshälfte geht es darum, von den Erfahrungen anderer zu lernen: unserer Eltern, unserer Vorfahren, der Menschheit. Wir schaffen damit einen Raum, in dem wir unsere eigenen Erfahrungen machen können. Dieser Raum ist ein Bild für unsere Persönlichkeit, unser Ego.
In der zweiten Lebenshälfte geht es darum, aus den eigenen Erfahrungen heraus diesen geschaffenen Raum mit innerem Leben zu füllen und unsere eigene Geschichte zu erzählen und weiterzugeben.
In unserer Kultur neigen wir leider dazu, den zweiten Schritt zu vermeiden und stattdessen das Alte, schon Bekannte immer neu zu sagen.
Tatsächlich besteht dann die Gefahr, dass wir irgendwann nur noch in der Asche rühren.
Dann fühlt sich das Leben hohl und blutleer an.
Für den Übergang in die zweite Lebenshälfte ist deshalb eine bestimmte Art von »Vergessen« wichtig , eine Selbst-Vergessenheit oder eben Ego-Vergessenheit, die uns durchlässig werden lässt für das wahre Selbst, das wir nie ganz (be-)greifen können.
Alle kontemplativen Techniken zielen dorthin, aber die Natur ist eigentlich die erste Adresse, wenn es um diese Art von Selbstvergessenheit geht. Deshalb war Jesus vierzig Tage in der Wüste. Und er zog sich immer wieder zurück an einsame Orte, um zu beten, um zu klären bzw. sich zu vergewissern, wo jetzt sein Platz ist.
Ich wünsche Dir einen wundervollen Tag.
Pace e bene
br. Jan
ATEMPAUSE
EINATMEN
Alle meine Erfahrungen sind wertvoll.
AUSATMEN
Ich lausche auf die ureigene Melodie meines Lebens.
JOURNAL
Wie und wo praktizierst Du das Selbst-Vergessen?
EINE STIMME AUS DEM GROSSEN KREIS
»Die Einheiten mit den dazugehörenden Auszeiten haben mich sehr angesprochen und innerlich berührt. Das Über-die Schwelle-Gehen wurde für mich zu einem wichtigen Ritual.«
Stefan
WILDE WEISHEIT
PERLENGEBET
… der mit uns in dieser Welt gelebt hat.