Ich bin nicht perfekt. Ich bin echt.
Ich stelle mir vor, wie in so vielen Kirchen, Herrgottswinkeln, ja, sogar Amtsstuben und Gerichtssälen ein Bild des Gekreuzigten an der Wand hängt.
Und mich schaudert bei dem Gedanken, dass dieses Bild jahrhundertelang wie ein moralischer Zeigefinger verwendet – und ich würde sagen: missbraucht – wurde.
»Du bist schuld!«
Das ist die Aussage, die Generationen von Christen bis heute gehört haben, wenn sie das Kreuz sehen: Christus ist für Deine Sünden gestorben.
Ich habe das nie glauben können und wollen.
Ich habe auch nicht darum gebeten, dass das passiert.
Und ich glaube auch, dass ich nicht der Einzige bin, der daran zweifelt (und manchmal verzweifelt).
Ich glaube, dass es unter diesem Mainstream der Opfer-und-Sühne-Tradition noch einen viel breiteren, lebendigen Strom gibt, der manchmal unterirdisch verläuft und daher nicht so ganz einfach zu erkennen ist.
In dieser Unterströmung der christlichen Tradition ist das Kreuz kein moralischer Zeigefinger, kein Demütigungsinstrument, sondern ein Spiegel für das Leben.
Diese Unterströmung war schon immer die Heimat der Mystiker*innen, Künstler*innen, Poet*innen und der sogenannten »kleinen Leute«.
Ich denke an das Bild vom Gekreuzigten im Isenheimer Altarbild – gemalt für ein Spital und Hospiz. Ein Spiegel für die (unheilbar) Kranken, die dort gelebt haben: Ich leide mit Dir. Du leidest mit mir.
Ich bin sicher, dass die Menschen dort gesehen und geglaubt haben, dass Gott nicht Mensch geworden und am Kreuz gestorben ist, um uns zurechtzuweisen, sondern aus Liebe, aus Sehnsucht nach Gemeinschaft (Gott IST Gemeinschaft laut christlicher Trinitätslehre) und Solidarität.
Und sehr wahrscheinlich ist es den Mächtigen zu allen Zeiten, den Bedenkenträgern und Moralapostel*innen oder wem auch immer mit welchen Interessen auch immer unerhört und unmöglich vorgekommen, wenn Gott sagt: »Ich bin nicht perfekt. Ich bin echt.«
Wo kämen wir hin, wenn wir alle plötzlich nicht mehr perfekt sein sollten, sondern »echt«?
Ich wünsche Dir einen gesegneten Karfreitag.
Pace e bene
br. Jan
ATEMPAUSE
EINATMEN
Ich habe immer eine Wahl.
AUSATMEN
Ich freue mich über die guten Momente.
JOURNAL
»Echt« sein bedeutet für mich …
EINE STIMME AUS DEM GROSSEN KREIS
»Am meisten bin ich von der Perspektive begeistert: ›Bedenke Staub, dass Du Mensch bist‹, ›Ich bin ein Kind Gottes‹, ›Das Reich Gottes ist inwendig‹ – meine Erziehung hat diesen Blick NICHT erlaubt. Gott war jemand, der Gehorsam verlangte und Strafen verteilte, und ich eine Sünderin. Von diesem Gott habe ich nicht viel wissen wollen.«
Katharina
EREMOS-WOCHEN
PERLENGEBET
… der mit uns am Kreuz gestorben ist.
REZEPT
REZEPT 101
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HIER DAS REZEPT ...
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